Wie mensch sich im Supermarkt wieder findet
Wenn zwei Leute im Supermarkt sind und zusammen einkaufen, ist es häufiger so, dass sie sich aus Gründen der Effektivität aufteilen. Manchmal auch wegen einer Störung, also einer Sache die fehlt oder anderem Chaos. Der Supermarkt - und auch andere Geschäfte - sind ein wilder Ort. Als ich im Supermarkt war, ist mir so "nutzloses Wissen" wieder eingefallen, das zwar in meinem Kopf angelegt ist, ich aber weder die Quelle noch benennen kann, ich es aber schon manchmal genutzt habe. Und dieses Wissen ist, dass wenn mensch sich im Supermarkt - oder anderswo - verliert, es besser ist, dass sich nicht beide gleichzeitig bewegen und suchen, das dauert nämlich deutlich länger. Es ist - wissenschaftlich geprüft und ich liebe Menschen dafür dass wir so etwas erforschen - am besten, wenn eine der Parteien stehen bleibt und auf die andere wartet. Wer auf wen wartet, dass sollte mensch natürlich vorher verabreden. Denn sonst ist da keine Klarheit und dann bewegen sich doch alle gleichzeitig oder niemand.
Innerhalb von Diskussionen verlaufen wir uns manchmal auch. Da bewegen sich Menschen im Gespräch auch zu verschiedenen Standpunkten, Positionen und dann plötzlich weiß keine*r mehr, wo er ist. Die Themen gehen auseinander und plötzlich fühlt es sich wie Whataboutism an, obwohl wir zusammen das Gespräch betreten haben. Whataboutism ist, wenn in einer Diskussion ein Argument verwischt wird, in dem ein ganz anderes Thema mit dem verknüpft wird, dass wir urspünglich besprochen haben. Wer dafür ein Beispiel im Internet sucht, kann sich alle Orte angucken wo dann jemand schreibt "Wer soll das dann bezahlen?", obwohl es darum eben gerade nicht ging.
Auch in uns selbst und in unserer Kunst können sich mehrere Sachen verlaufen. So kann es sein, dass wir in mehreren Bereichen gleichzeitig etwas entwickeln und lernen wollen, aber dann merken wir, dass wir sie nicht mehr zueinander bekommen. Da müssen wir zum Beispiel unsere Emails professioneller beantworten, mehr Social Media machen, aber brauchen auch neues Material für die nächsten Shows und während wir versuchen alles gleichzeitig zu bewegen, kriegen wir es dann nicht mehr miteinander verbunden. Oder machen alles halbherzig, weil wir unsere Energien aufteilen müssen.
Ich bleibe gerne stehen. In Gesprächen. In meinen Fertigkeiten muss ich das noch lernen. Nicht zu versuchen zig Sachen gleichzeitig voran zu bringen. Es ist besser, alles andere an den Stellen wo es steht festzumachen, alle Dokumente zu speichern, dann zu schließen und nur an dem zu arbeiten, das jetzt gerade ansteht. Es gibt Studien, die belegen, dass wir zu Multitasking gar nicht fähig sind. Wenn wir zwei Sachen nebeneinader legen und sei es nur während der Arbeit manchmal aufs Handy zu schauen, machen wir beides nicht richtig und nicht aufmerksam. Weil es nicht zu einander findet. Weil wir dann nicht mehr zentralisiert und zielgerichtet in uns selbst sind. Also bleibe ich stehen. Wann immer es mir gelingt. Und spreche mit mir ab, welche Bereiche jetzt stehen bleiben müssen, während eine anderer los geht und noch etwas besorgt oder erledigt.
Ich überlege grade, wer wohl stehen bleibt und wer weitergeht, in meiner Vorstellung. Vermutlich variiert das je nach Situation und dem anderen Menschen. Ich laufe wohl meist weiter und bin irritiert, wenn die andere Person nicht auch in meine Richtung weiterläuft. Im Bild des Supermarktes würde ich davon ausgehen, dass wir entspannt weiter unsere Sachen erledigen und uns einfach im Bereich der Kasse wiederfinden. Also weiter in Richtung des Ziels arbeiten, vertrauen, dass wir die gleiche Richtung haben, und dort dann aufeinander warten. Bezogen auf andere Situationen ist das aber wohl nicht unbedingt realistisch. Oder zumindest erst dann, wenn man schon weiß, wo/was "die Kasse/das Ziel" ist und wo man zusammen hin will. Und dafür muss erst ne gewisse Erfahrung und Synchronisation passiert sein, für die man eben mal anhalten muss. Interessant auf jeden Fall, sich das vorzustellen und Parallelen zu finden.
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