Postkarte aus Traumaland

Kurzgedicht von mir
CN Trauma, psychische Erkrankung, Therapie

Wenn es nach Dr. Gabor Maté* geht, dann gibt es Trauma mit einem großen "T" und einem kleinen. So versucht er zu markieren, dass wir ständig Einflüsse erfahren, die unser System angreifen und beschädigen, manche davon uns aber nicht in Leid versetzen. Manches Trauma macht auch alleine keine Störung in unserem Leben, aber in Kombination mit anderen Einflüssen/Eigenschaften/Erlebnissen dann schon. Da entstehen Schemata in uns und einige davon sind nicht gut für uns, auch wenn sie für unser Denken logisch erscheinen. Aber das ist eben schon wichtig zu lernen, dass nur weil ein Ablauf logisch ist, er nicht zwingend auch gut ist.

Wenn auch eine gewissen Offenheit mit herausfordernden Themen entsteht, habe ich immer noch den Eindruck - der absolut subjektiv ist - dass ich wenig männlich-sozialisierte Personen sehe, die darüber reden, dass sie Trauma erfahren haben. Und das Netz ist auch kein Ort um "echt" zu reden, aber auch Repräsentation sehe ich wenig. Studien sagen, dass gerade Männer in meiner Altersgruppe (30 - 45) kaum bis keine Gespräche zu ihrer psychischen Gesundheit führen und auch sonst sagen, dass sie sich keinen anderen Männern anvertrauen. Das ist mindestens schade, sicher aber auch dringend notwendig. Mein Verdacht sagt, dass Trauma zugeben auch eine Angreifbarkeit und eine "Schwäche" erzeugt. Etwas, was uns eben nie zugestanden wurde und (mir) wenig vorgelebt wurde zu zeigen.

Meine Wahrnehmung kann da falsch sein, viele Gründe mir unklar. Was ich sicher sagen kann, dass ich gerne eine Kultur hätte, in der eben auch männliche/maskuline Personen das benennen können. Ich glaube sogar, wir sind auf einem Weg dahin. Ich sehe, dass junge Menschen anders reden, wofür es viele gute Gründe gibt. Ich bin zum Beispiel froh, dass "Therapie machen" immer weniger abgewertet wird in Gesprächen und von Menschen. Da geht es voran.

Was will ich sagen: Nicht viel. Lasst uns reden, über das Schmerzliche, übers Heilen. Und zuhören. Es lohnt sicher und es kann abmildern.

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*Dr Gabor Maté wird zur Zeit wegen seinen schlecht erklärten und potentiell diskriminierenden Aussagen zu ADHS kritisiert. Das sehe ich, sehe auch, dass da der Diskurs noch nicht abgeschlossen ist. Ich unterstütze nicht ihn als Person, sondern möchte markieren woher das Zitat bzw. der Gedanke kommt.
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Dieser Beitrag ist auch am 02.04.24 auf meinem Instagram-Account erschienen.

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