Selbstverletzendes Verhalten
CN Psychische Erkrankungen, Sucht, Beschreibung von Gewalt und Verletzung
Solltet ihr merken, dass ihr einen Leidensdruck in eurem Leben habt, dann zieht in Betracht euch zu einer Erstberatung bei eurer*m Hausärzt*in und einem Erstgespräch bei einer Therapeut*in zu begeben. Es gibt Verletzungen und Störungen im eigenen System, die kann mensch nicht einfach selbst ausheilen. Und die Profis sind dafür da, weil sie gelernt haben damit umzugehen.
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Da wir Künstler*innen aus der Seele heraus arbeiten, aber wir eben auch einfach Menschen sind, müssen wir auch darüber reden, welche schlechten Angewohnheiten und in welchen Formen sich in unser Leben einschleichen können. Selbstverletzendes Verhalten ist eine Variante von eben solchen schlechten Angewohnheiten und eine nicht zu unterschätzende Gefahr. Denn wer jetzt hauptsächlich an die Vorurteile von Menschen mit Narben von Schnitten denkt, liegt zwar nicht vollkommen daneben, aber eben auch nicht vollständig in der Mitte des Problems. Denn eine Verletzung, "eine gesundheitliche Schädigung durch gewaltsame Einwirkung", die kann ganz unterschiedlich aussehen, besonders wenn wir den Begriff der Gewalt mal weiter fassen, als er im Alltag oft gewählt wird.
Während häufig wenn Gewalt erwähnt wird, nämlich es um Körperlichkeiten geht, gibt es eben noch andere Wege gewaltsam zu sein. So gibt es auch verbale, psychische, emotionale und einige weitere Formen der Gewalt. Und genauso wie wir jede Form von Gewalt gegen andere wenden können, können wir das auch gegen uns selbst. Wenn auch sich vieles davon abstrakter äußern kann, als wir es im ersten Moment wahrnehmen.
Alkohol, Drogen, Rauchen, schlechtes Essen, zuviel zu uns nehmen, sich gutes verbieten, sich von Menschen isolieren, sich in der Arbeit halten und Erholung verbieten. Uns mit Menschen umgeben, die uns nicht gut tun. All das sind ebenfalls Formen, wie wir Gewalt gegen uns selbst ausüben können. Und manches davon hängt ganz eindeutig davon ab in welcher Menge, Frequenz und mit welchem Bewusstsein wir es tun. Nicht jedes Bierchen ist ein Problem, nicht jedes Mal am Abend den Rechner aufklappen nochmal. Und deshalb ist es auch möglicherweise schwer zu erkennen, wann wir es tun, um etwas auszuweichen. Und nicht jedes ausweichen ist gut.
Denn nicht jedes Ausweichen heilt den Schmerz dem wir gerade entgehen wollen. Manches davon sind Wege um billig an Selbstwirksamkeit, Erfolge und/oder Dopamin zu kommen. Denn das schlimme an Ablenkung ist ja, dass sie oft funktioniert. Uns geht es einen Moment lang besser, auch wenn wir wissen, dass es das Problem nicht löst, dass irgendwo als Schatten über uns hängt. Aber es löst uns von den Gefühlen und Konflikten die damit zu tun haben, die wir für einen Moment nicht haben wollen. Und auch wenn es schwer und belastend sein kann, ist es sinnvoll manchmal einen Schritt zurück zu gehen, sich zu stoppen und zu fragen: Warum will ich jetzt gerade genau das tun? Wie hilft mir das, was ich gerade tun will dabei, mit mir selbst im Frieden zu sein?
Große Fragen. Besonders wenn mensch sie eben mit dem selben Kopf beantworten möchte, der vielleicht Schemata erlernt hat, die dieses Verhalten gut finden. Ein Grund mehr, warum es gut sein kann, mit anderen, je nach Leidensdruck aber eben auch mit Profis zu reden. Denen fallen die Fallstricke in Denkmustern dann besser auf und sie können uns helfen, Alternativen zu entwickeln. Neue Schemata anzulegen. Und ja, das verkürzt es massiv, denn wenn wir hier von einer echten Suchtproblematik reden (und Sucht kann mensch mit allem haben), dann braucht es weit mehr als ein paar neue Angewohnheiten. Da braucht es ein zerbrechen alter Strukturen im Hirn und dann eine Rekonstruktion. Und die braucht Zeit und Kraft und ein gutes Umfeld. Seltene Ressourcen für viele Menschen.
Aber den Anfang für das alles, den macht der prüfende Blick in sich selbst. Wenn ich auf mich schaue, dann musste ich lernen (wieder) zu fühlen. Meine Ablenkung waren Lebensmittel, soziale Abhängigkeiten, rücksichtloser Umgang mit meinem Körper und aggressive Kommunikation. Dazu noch etwas Workaholism den ich aus meiner Familie geerbt habe. Die Anfälligkeiten sind reichlich. Und die Ansätze woher das kommen kann ebenfalls. Wenn auch in meiner Therapie klar war, dass ich mich nicht auf dem Niveau einer Sucht befinde, so war es schon klar, dass ich ein paar Ersatzhandlungen etabliert hatte, die entweder Emotionen überschreiben sollten oder machen sollten, dass große Emotionen ausbrechen. Und das hat dann eben selbstverletztendes Verhalten verursacht.
Es ist keine Frage, die Antworten in den Kommentaten hier erfordert:
Was sind deine Ablenkungen? Womit verletzt du dich selbst? Was wäre stattdessen eine gutes Verhalten für dich mit dir selbst?
Uff. Ja. Ich hab da auch noch nen Stapel Hausaufgaben zu zu machen. Mit mir. Und ich bin auch dran, aber falle an manchen Stellen momentan wieder zurück in alte Muster und will da gar nicht hin. Ich finde auch, dass die Selbstbeobachtung und Erkenntnis dazu schon extrem wichtige und gute Schritte sind. Aber es braucht dann auch die Arbeit, wenn sich was ändern soll. Gar nicht so einfach, wie es klingt
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