Bewerten und Beurteilen

Es natürlich schön, wenn mensch so drauf ist, nichts bewerten zu wollen, ich glaube aber, dass bewerten, unterscheiden und z.B. Gemeinsamkeiten erkennen wichtige Eigenschaften sind. Mein Wissen aus dem Pädagogischen klopft da direkt an und möchte sagen, dass es sich dabei um Grundfertigkeiten handelt die wir brauchen. 
Was begeisterte hippieeske Menschen aber meinen, wenn sie sagen, dass sie nichts bewerten wollen ist, dass sie nichts verurteilen wollen. Ein guter Punkt, den ein Urteil, so kennen wir es vom Gericht, ist nicht so einfach zu ändern, wenn es erstmal steht. Werte hingegen, so kennen wir es von der Börse, können sich minütlich ändern. 

Einerseits sind wir gut im Bewerten. Like, kein like. Swipe links, swipe rechts. Moderne Apps und Soziale Medien verlangen im Turboverfahren von uns Bewertungen und Entscheidungen. Das mag da okay sein. Wenn wir aber auf unsere eigenen Sachen schauen, ist das nicht zwingend hilfreich. 

Egal ob Gegenstand, Tätigkeit oder Idee, nichts davon hat nur eine Qualität. Und wenn unsere Bewertungskriterien nicht gut gewählt sind, bremst uns das eindimensionale aus. Denn wenn die Frage ist, ob etwas gut oder schlecht ist, dann kommen wir oft bei einem "Kommt drauf an" heraus. Trotzdem beobachte ich, dass wir in der reflexmäßigen, vielleicht erlernten schnellen Bewertung, eben unsere eigenen Sachen verurteilen, ohne ein Verfahren zu führen. Das kann an Hektik, Bequemlichkeit oder auch daran liegen, dass wir Entscheidungsmüde sind. Aber vielleicht eben auch daran, dass unsere Tools nicht ausreichend geschärft sind. 

Das Zweidimensionale ist gut darin, die Dinge schon etwas genauer zu betrachten. Wenn wir uns zum Beispiel fragen ob unsere Sachen gut oder schlecht sind, aber auch unter dem Aspekt, ob es uns leicht gefallen ist sie zu machen, oder schwer, kommen wir an neue und tiefere Erkenntnisse. Und diese Erkenntnisse helfen uns dann andere Entscheidungen für die Zukunft leichter zu treffen. Dabei wirklich eine Grafik zu erstellen, kann ich nur empfehlen. (Ein handschriftliches Beispiel von mir folgt im Anhang) 

Mir hilft dabei, Tabellen als Kreuze anzulegen. Denn nicht alle Kriterien lassen sich von "0 bis" einteilen. Auch wenn es verschiedene Tiefen gibt. Denn zu sauber getrennt (gut/schlecht und nichts dazwischen) nützen uns unsere Tabellen auch nichts. Auf der zweiten Achse versuche ich dann einen weiteren relevanten Wert zu finden. 

Wenn wir uns unser Leben anschauen, sind wir selbst auch dreidimensionale Wesen die sich mit der Zeit in einer vierten Dimension bewegen. Eine Grafik zur Bewertung einer Sache können wir auch dreidimensional gestalten, auch wenn das, zugegebenerweise, zeichnerisch nicht ganz leicht ist. Um die vierte Dimension zu erreichen, müssen wir diese Übungen nur wiederholen und wir werden auch da Veränderungen sehen. 

Ich durfte zuletzt einige gute Indexe kennenlernen, welche helfen können das Leben, Arbeiten und den Tag zu verbessern. So hat Alexi Pappas in Bravey ein Tool vorgestellt das helfen soll Entscheidungen zu erleichtern. Dabei wird auf einer Achse bewertet "Ist die Aktivität gut oder schlecht für mich und meine Ziele" und auf der anderen "Nimmt oder gibt mir diese Tätigkeit Energie". Mit Hilfe diesen Tools und einem Blick auf das aktuelle Empfinden plant Alexi Pappas ihre Tage und schaut auch was den nächsten positiven Effekt haben könnte für sie und möglich ist. 

Neil Pasricha empfiehlt einen Index um zu prüfen, welche Aufgaben im Tag auf der einen Achse "Leicht oder schwer durchzuführen" sind und auf der anderen, ob sie eher "viel oder wenig Zeit kosten". So hat er abgeleitet, dass was leicht und schnell geht, auch gerne automatisiert werden kann, damit mehr Zeit für wichtiges entsteht. 

Eigene Indexe zu finden ist so, als würde mensch seinen eigenen Kompass genau einstellen. Es erlaubt zu sehen, in welche Richtung wir gehen und uns entwickeln wollen. So entsteht Fokus und  Zielsicherheit. Und das in einer komplexen Welt, die sich leider nicht eindimensional bewerten, aber in kleinere Kriterien aufteilen lässt. 

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