Brotjobs

Darüber wie und ob Kunst und Künstler*innen bezahlt werden sollten, lässt sich wirklich fantastisch streiten. Wirklich. Habe ich für euch getestet, Fünf von Fünf Morgensternen für großartige Streitbarkeit. 

Wann immer Kunst bezahlt wird, ist das gut. Selbst wenn die Kunst dazu "nicht gut" ist bzw. uns nicht gefällt. Aber wenn Kunst bezahlt wird, in einem nervigen störenden kapitalistischen System, ist das die Anerkennung, dass Kunst auch Arbeit beinhaltet. Von mir aus auch Leistung. Und führende Kapitalist*innen behaupten halt, die müsse sich lohnen. 

Das Problem ist, weil Kunst äußerst verschieden sein kann, besonders wenn sie zum Produkt wird, dass es sehr schwer ist einen passenden Preis abzurufen. Und das wir sehr schnell damit sind den Wert des Werkes und wie etwas gehandelt wird schräg zu deuten. 

Banksy versteigert ein Bild. Es wird während der Versteigerung zerstört um es zu entwerten, Kunstexpert*innen entscheiden aber, dass es jetzt "noch mehr" Banksy ist und behaupten der Wert hätte sich verdoppelt. Banksy verliert sein Spiel.

Sich selbst schätzen zu müssen, das ist schwer. Es hilft sich mit anderen abzusprechen, die es schon vor einem gemacht haben, was die so nehmen oder wie deren Überlegung dahinter ist. Für manche Tätigkeiten (z.B. eine Arbeitsstunde eines*r Freiberufler*in) gibt es auch Hinweise von der Agentur für Arbeit und auf deren Portalen. 

Allerdings ist Vorsicht geboten. Denn wer nur noch Kunst macht, wenn es dafür Geld gibt, ist vielleicht ein*e Söldner*in und kein*e Künstler*in. Denn Kunst lebt, im Gegensatz zu anderen Berufen, von der inneren Motivation. Diese Motivation ist eher Berufung als Beruf. Denn sein wir ehrlich: Das Geld im Kapitalismus ist auch dafür da, damit wir Dinge tun, die wir nicht machen würden, wenn wir es uns frei aussuchen könnten. Zum Beispiel ein Gedicht auf der Eröffnung des Gartencenter lesen oder den ganzen Tag schreiende Kinder erziehen damit die Eltern arbeiten können oder Tierkadaver vom Rand der Autobahn einsammeln oder was es sonst noch so unangenehmes gibt. 

Und ja, innere Überzeugung ist das Beste. Und Geld ist ganz sicher nicht das Beste. Es installiert Wettbewerb auf uns. Auch nicht zwingend gesund für die Kunst. Wenn es uns damit also besser geht, sollten wir Geld und Kunst also lieber trennen. Und das kann ein Brotjob sehr gut. Das ist eine Tätigkeit, bei der wir nicht unsere Seele brauchen, aber Geld bekommen, das uns Miete, Futter und Material bezahlt. Die Idee dahinter kann sein eben nicht "Geld für Kunst bekommen" zu müssen, sondern Geld zu bekommen "um Kunst machen zu können". 

Das muss nicht der richtige Weg für dich sein, aber es kann schützen was du liebst. Und wenn dann mehr Geld für deine Kunst geboten wird, kannst du immer noch deine Zeiteinteilung verschieben. Aber es kann sich lohnen, eine Sicherheit zu schaffen und sich damit Zeit zu erlauben. Denn wirtschaftlicher Erfolg ist keine Garantie und kann manchmal auch nur ein Blitzlicht sein. 

Ein berühmtes Beispiel für so eine Strategie ist übrigens zum Beispiel der Rapper Weekend, welcher es sogar zu seinem Gimmick gemacht hat. Sein Album "am Wochenende Rapper" hieß auch so, weil er eben in der Woche weiter als Sozialarbeiter gearbeitet hat und nur am Wochenende auf die Bühne gegangen ist. Aber sowohl in der Kunst, als auch bei den Erfinder*innen lassen sich noch weitere Leute finden, die Sicherheit brauchten, bevor sie frei arbeiten konnten. 

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