Building a Streak

Etwas jeden Tag machen ist cool, weil dann ist es Routine und gibt Sicherheit, macht uns glücklich und kann Struktur spenden. Je nachdem was es ist, prägt es unsere Identität. Wer jeden Tag Sport macht, wird auch von außen als Sportler*in erkannt, wer jeden Tag Videospiele spielt ist ein*e Gamer*in und so weiter. 

Dahin zu kommen, etwas was für uns gut ist, jeden Tag zu machen, ist oft nicht so cool. Es ist nicht einfach, und die bloße Entscheidung reicht da manchmal nicht aus. Ich zum Beispiel versuche gerade zu normalisieren, mehr Trinkwasser statt Säfte und Limonaden zu trinken. Macht mir genau gar keinen Spaß, obwohl ich weiß, dass es für mich gut ist. 

Mit Verboten und Zwang kommt unser Gehirn leider oft gar nicht mal so gut klar, deshalb kann auch das eine schwierige Methode sein. Manche Menschen sind für sowas gemacht, "kalter entzug" quasi. Die hören von heute auf morgen mit etwas auf oder fangen etwas an und das klappt. Aber anderen beibringen wie sie es gemacht haben, können sie oft nicht. Ich glaube diese Menschen sind einfach sehr gut im Entscheiden. 

Entscheiden können wir üben, genau wie das Schaffen neuer Rituale und Routinen. Und wenn der harte Schnitt für uns nicht der richtige ist, dürfen wir uns überlegen, wie für uns der sanfte Wechsel aussehen kann. Und dabei können verschiedenen Tools helfen. 

Der kleinste mögliche Schritt
Wenn wir ans Sport machen zum Beispiel denken, könnten wir meinen, dass das ganz leicht ist. Wir gehen raus und joggen. Zack, fertig, Sport. Aber wenn wir genau hinschauen, besteht der Prozess zu joggen aus ganz vielen Aspekten, die vielleicht einzeln eine Hürde sein können. Wir müssen uns umziehen, die Schuhe rausstellen, eine route finden, eine Zeit und auch das Joggen selbst ist nicht ein großer "Jog", sondern besteht aus vielen vielen einzelnen Schritten. 
Wenn uns der ganze Prozess im großen Angst macht, können wir uns erstmal an einzelne Schritte gewöhnen. Wenn wir uns immer öfter für den Sport umziehen, steigt tatsächlich die Chance, dass wir ihn dann auch machen. 

Building Streaks
Ein Umweltaktivist sagte in einem Interview mal sinngemäß: "Wenn alle versuchen ihr Verhalten ein bisschen umweltfreundlicher zu gestalten, bewirkt es mehr, als wenn wenige es perfekt machen. 

Das können wir auch für uns übersetzen, besonders kombiniert mit den kleinen Schritten. Wenn wir, wie ich, lieber bzw mehr Wasser trinken wollen, dann fühlt sich ein Tag wo wir es nicht geschafft haben oder auch schon jedes Glas andere Getränk gerne wie eine Niederlage an. Weil wir zu streng mit uns sind. 

Jedes Glas Wasser das wir schaffen, ist ein Erfolg. Mit dem im Kopf habe ich mir am Anfang als Ziel gesetzt "ein tag ohne limo in der woche". Das war leicht. Eine Stufe, die ich leicht schaffen konnte. (Darin als kleinere Stufen versteckt diverse Tage wo ich auch viele Stunden keine Limo hatte).

Bald hatte ich zwei Tage in der Woche. Sogar in Folge. Das hat mir Mut gemacht, dass ich auch drei schaffe. Was entsteht ist Momentum. Bewegungsenergie. Viele Vehikel lassen sich mit deutlich weniger Energie weiter anschieben, wenn sie erstmal etwas Fahrt aufgenommen haben. So ist es mit uns Menschen halt auch. 

Einen "Streak" bauen, bedeutet die Erfolge aufzureihen. Und wenn er mal bricht ist das nicht schlimm, weil wir wissen ja schon, dass wir eine bestimmte Zahl Erfolge hinter einander geschafft haben, also kann es nochmal gehen. Und je öfter es eben klappt, desto höher ist die Chance, dass wir Momentum bekommen. 

Wenn wir zum Beispiel als Künstler*in beschließen, dass wir jeden Tag genau einen Satz zu schreiben oder genau eine Linie zu zeichnen, werden wir irgendwann auch zwei schaffen. Und dann drei. Und egal wieviel wir pro Sitzung machen, am Ende wir ein Text, ein Buch, ein Bild, ein Song, ein Garten daraus. Und irgendwann ist es Routine.

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Das Wissen auf dem mein Beitrag beruht kommt zu vielen Teilen aus James Clears Buch "atomic habits", aber auch Interviews von diversen Sportler*innen und Kreativschaffenden. Der Kern der Aussage ist dort genau dieser Satz, oft wörtlich gefallen "Build a streak", manchmal auch "form a habit". 

Was dabei übrigens oft nicht besprochen wird, dass es mit manchen Lebensstilen, Neurodivergenz oder auch psychischen Erkrankungen schwerer ist, oder nochmal andere genauere Tools braucht um diese Routinen aufzubauen. Überprüfung und/oder Unterstützung von Außen können da eine wichtige Rolle spielen. 

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