Geisterjagd

Ich wünschte ich hätte es von jemandem andren gelernt, weil Oliver Kahns Ruf ist jetzt nicht der eines großen klugen Denkers. Aber vor einiger Zeit habe ich in seinem Buch "Ich - Erfolg kommt von Innen" (es war ein Geschenk, ich schwöre es) ein wirklich kluges Kapitel gelesen. 

Manchmal treffen wir nämlich Aussagen über uns und unsere Arbeit, wie zum Beispiel, dass "Die Welt gegen uns ist" oder "Niemand versteht das" oder vergleichbares. "Die Welt", "niemand" sind nicht nur Superlative sondern oft auch sehr unkonkret. Wir schaffen eine für uns selbst gar nicht beweisbare Menge an Einflüssen. Vieles davon ist abstrakt. Und da tauchen die Gespenster auf. 

Nach Oliver Kahn sind Gespenster nicht echt. Und weil es da um Probleme geht die nicht echt sind, können wir sie in der echten Welt nicht besiegen. Denn, wir selbst sind ja echte körperliche Wesen. Was wir also machen wollen, ist die Geister zu jagen und das bedeutet nicht, dass wir sie verdrängen, sondern uns die Mühe machen ihre Ursachen zu finden. Denn genauso wie Geister die Welt nicht verlassen, weil sie ihre Geschichte noch nicht zu ende gebracht haben, sind unsere eigenen Gespenster Hinweise auf echte Probleme, die wir nicht bearbeitet haben. 

So können wir eine einzelne Person die uns nicht verstanden hat zum Anlass nehmen uns insgesamt nicht verstanden zu fühlen, aber eben auch mit dieser Person ins Gespräch gehen und erforschen, was ihr geholfen hätte zu verstehen. Hätten wir uns anders erklären müssen? Andere Worte verwenden? Haben wir vielleicht undeutlich gesprochen oder war es drum herum zu laut? 

Auch für unsere Ziele, Zukünfte und Kunst dann das sinnvoll sein. Denn auch wenn unsere Kunst nicht auf Zwang gefallen muss, wollen wir doch über unseren Ausdruck eine Wirkung erzeugen. Und wenn das nicht gelingt, ist das erforschen der echten (!) Ursachen wichtig, anstatt einer mystischen Macht wie dem Universum die Schuld zu geben. Oder Oliver Kahn. Die geister schicken wir zurück in ihre Welt und kümmern uns um unsere. 

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