Tools: Karte der Inspiration

In experimenteller Laune habe ich mich vor einigen Jahren mal gefragt, was passiert, wenn Menschen sich hinsetzen würden und ohne Zeitbegrenzung einfach mal alles aufschreiben, was sie ganz sicher wissen. Es sollte nicht um Ahnungen oder Verdacht gehen, sondern beweisbares Wissen. Als ich Freund*innen gefragt habe, ob wir das probieren wollen, hat der zeitliche Umfang - alle freien Texte hätten auch auf Richtigkeit geprüft werden sollen - das Projekt deutlich entmutigt. Es wurde angemerkt, dass das ja nur Zeitverschwendung wäre. Das stimmt möglicherweise, aber irgendwie eine spannende. Und auch wenn ich es nicht umgesetzt habe, ist mir die Idee geblieben. 

Ebenfalls in den letzten Jahren habe ich ein Seminar im Rahmen meiner Ausbildung zum Erzieher machen dürfen. Als eine Einheit haben wir uns mit "biographischem Arbeiten" beschäftigt. Dabei geht es darum, sein Leben methodisch zu erfassen und dadurch mehr über das eigene Handeln zu verstehen. Das ist in dem Beruf wichtig, weil wir als Erzieher*innen a) auch immer uns selbst miterziehen und b) wissen müssen welche Reaktionen im Alltag vielleicht gar nicht aus der Arbeit mit Menschen kommen, sondern Impulse aus unserem Inneren sind. 
Unsere Aufgabe war es, unser Leben vom Geburt an zu beschreiben, aber als wichtige Punkte die Momente und Menschen zu benennen, die uns nachhaltig geprägt haben, z.B. für uns Mentor*innen waren und uns verändert haben. Wir durften auch darstellen, ob es Dinge leichter oder schwerer für uns gemacht hat. Ein tolles Tool, sollte mensch vielleicht nicht unbedingt alleine machen, wenn das Leben gerade besonders schwer ist, aber in einem sicheren (betreuten) Rahmen eine sehr gute Sache. Eine gute Möglichkeiten sich mit der Identität und was sie bildet zu beschäftigen. 

Vor ein paar Wochen sind beide Konzepte in mir zu einem Tool zusammen gefallen, welches mir sehr gut gefällt und ich gerne teilen mag. Der Arbeitstitel ist "Karte der Inspiration". 

Ihr nehmt ein Blatt Papier, Stifte und etwas Zeit. Die Karte kann in mehreren Sitzungen erweitert werden, aber für einen Anfang könnten 15-20 Minuten sinnvoll sein. 
Eure Aufgabe: Ihr überlegt was oder wer euch inspiriert hat oder woraus ihr etwas gelernt habt, das ihr wichtig findet. Es geht nicht darum, dass ihr dieses Wissen schon voll anwenden könnt. Aber es geht darum, dass was ihr gelernt habt in klaren Stichpunkten aufzuschreiben. So, dass ihr es mit Hilfe der Stichpunkte sofort jemand anderem/fremden erklären könntet. 

Wenn ihr für eine Person oder ein Konzept fertig seid, macht ihr einen Rand darum. Dann schreibt ihr zum nächsten Aspekt etwas. Ich empfehle verschiedene und bunte Stifte. Macht es etwas übersichtlicher und ich finde auch etwas mehr Spaß. 

Die Karte der Inspiration ist ein gutes Tool für mich, weil ich merke, dass es mir erlaubt zu reflektieren. Ich finde auf der Karte heraus, was mich geprägt hat und kann es aber auch manchmal zum Nachschlagen nutzen. Ich lerne etwas über meine Identität, weil ich ein Gespür dafür bekomne, was mich bewegt und in welche Richtung. Und ähnlich wie in meiner Idee am Anfang, sehe ich zusätzlich auch, dass ich eine ganz schöne Menge weiß. (Auch wenn ich nicht immer jede Inspiration/Aussage kugelsicher den richtigen Personen zu ordnen kann) 
Sich damit zu beschäftigen kann auch erlauben zu sehen, was uns fehlt, wenn wir über unsere Ziele nachdenken. Wir können Muster erkennen, was für eine Art Menschen und welches Medium uns besonders gut erreichen. Und dieses Wissen dann wieder nutzen, wenn wir weitere Inspiration suchen wollen. Mit dem Tool schafft sich eben auch Wissen. Und zwar welches über uns selbst.  

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Als Beispiel habe ich mal eine Karte aus dem letzten Monat mitangeheftet. Meine Handschrift müsst ihr gar nicht lesen können. Aber wenn ihr Fragen habt, schreibt gerne einen Kommentar oder eine Email. 

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