Leuchttürme

Rich Roll sagt es in einem Gespräch und ich freue mich etwas, weil ich einer befreundeten Person ähnliches auch gesagt habe. Diese war (über-)kritisch mit sich und dem eigenen Aktivismus im queeren Umfeld. Ich war mir aber sicher: 
Du bist ein Leuchtturm. 

Ein Leuchtturm ist standhaft und soll Menschen in eine Sicherheit bringen. Er ist nicht für alle, denn er hat eine Zielgruppe: Menschen auf dem Meer, die Orientierungspunkte brauchen. 

Rich Roll sagt es, als jemand im Podcast-Gespräch denkt, er wäre ein "Priester": Jemand der Menschen zum Glauben bekehren möchte und für ein Glaubenssystem steht. Rich widerspricht. Er möchte auf eine Art sichtbar leben, die anderen helfen kann ihre Situation zu verlassen. Er versucht keinen direkten Einfluss zu nehmen, er coacht nicht, er definiert nicht für andere Regeln wie sie leben sollen. Dabei entscheidet er aber, wann er sein "Licht" angeschaltet hat und was er senden möchte. 

Irgendwie passt es zu einem deutschsprachigen Wort: Ausstrahlung. Oft denken wir, es ginge um die allgemeine spontane Beliebtheit, Attraktivität oder wie interessant eine Person wirkt. Die genaue Frage darf aber sein, was eine Person ausstrahlt? Denn was beliebt, attraktiv und interessant ist hängt von den Beobachtenden ab, nicht dem Sendenen. 

Was möchte ich also ausstrahlen und welche Menschen sollen das vielleicht sehen? Darüber nachzudenken, kann hilfreich sein für uns, aber auch für unsere Kunst. Und wenn ich zum Beispiel merke, dass ich nicht ausstrahle, was ich ausstrahlen möchte, kann ich mit dieser Frage weiter arbeiten. Woran liegt das? Ist mein Licht hell genug? Sende ich an den falschen Orten? Kann ich schon, was ich zeigen möchte? 

Oder wir müssen uns fragen, ob wir vielleicht eine Reklame sind. Das sind zwar auch Leuchtmittel, aber mit dem Ziel etwas zu verkaufen. Und das darf auch okay sein, im Kapitalismus muss mensch manchmal eben auch etwas verkaufen, aber wir wollen es bewusst haben. Den eine Reklame die behauptet ein Leuchtturm zu sein, ist gefährlich. 

In einer Großstadt in Südamerika wurde vor einigen Jahren Reklame im öffentlichen Raum verboten und plötzlich wurde klar, dass es an jedem anderen Licht fehlte. Denn die Nächte waren jetzt komplett dunkel. Mensch hatte sich zu sehr auf die Werbung und weniger auf die Wirkung verlassen. 

Wenn wir Wirkung für den Inhalt und die Menschen wollen, dann sollten wir an unserem eigenen Leuchtturm arbeiten. Und wir müssen kein Leuchtturm sein, aber wenn wir aktiv sind, kann das von alleine passieren. Auch wenn wir nicht denken, dass wir genau da helfen, wo das Problem ist. Der Leuchtturm rettet nicht selbst die Menschen auf dem Schiff, er bietet Möglichkeiten, dass sie sich selbst retten. Und das kann sehr wertvoll sein. Vorallem wenn mensch vielleicht nicht die Ressourcen hat aktiv andere zu retten. 

Wenn wir Reklame machen, dann sollten wir das bewusst haben. Damit wir nicht Abhängigkeiten fördern und alle die zu uns schauen auch bekommen können, was gezeigt wird. Deshalb sendet der Leuchtturm auch nur, wenn nicht genug Licht da ist. 

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