Hausaufgaben

Es braucht schon eine echt positive Schullaufbahn, um auf dieses Wort nicht mit Abneigung zu reagieren. Hausaufgaben sind diese Zeitfresser in der Freizeit, die den Stoff weiter vertiefen sollen oder ausgleichen müssen, dass der Stoff im Lehrplan nicht in die Zahl der zur Verfügung stehenden Stunden passt. Hausaufgaben sind auch die Chance für Schüler*innen deren optionales Lernumfeld nicht die Schule ist, auch ihre Erkenntnis-Momente zu bekommen. Und keine Sorge liebe Lehrer*innen, auch wenn mein Ton hier am Anfang etwas ironisch ist, ich erkenne warum Hausaufgaben sinnvoll sein können und dass das mit dem zu vollen Lehrplan auch nicht eure Idee war. Und dieser Beitrag hier soll sogar Werbung für Hausaufgaben werden, nur nicht im schulischen Kontext. 

Egal welcher Leidenschaft wir folgen - aufgrund meiner Leidenschaften ist hier natürlich oft Kunst das Beispiel - gibt es für gewöhnlich einen aktiven Teil und das ist der, der uns gefällt. Es ist der Sport selbst, das Handwerk selbst, der Moment selbst, die uns freudig und euphorisch machen. Oder wenigstens ausreichend fühlen lassen, dass wir die Leidenschaft für gut für uns empfinden. Aber hinter fast jedem Hobby oder Leidenschaft steckt auch mindestens eine Geschichte. Zum einen unsere eigene, wie wir dazu gekommen sind und zum anderen aber die Historie der Sache die wir da tun. 

Sich mit Beiden zu beschäftigen, kann sehr gut für uns sein. Und dafür braucht es manchmal Hausaufgaben. Denn klar ist es toll im Stadion zu sitzen oder den Film zu schauen oder oder oder, aber auch zu verstehen, warum das neue Trikot eine Anspielung ist, zu verstehen welche Filme und Bücher auch sich auf das Medium beziehen, kann unsere Erfahrung noch vertiefen. Es kann unsere Haltung verbessern und klarer machen. Denn wenn wir unser Hobby lieben, es aber zum Beispiel in der Historie dieser Sache viel Diskriminierung gab, können wir unsere Geschichte mit dem Hobby dahin ändern, dass wir gegen die Diskriminierung in diesem Hobby ankämpfen wollen. Und dabei helfen Hausaufgaben. 

Das "Warum ist das so?" locker auf der Zunge liegen zu haben finde ich eh immer eine gute Sache, aber es lohnt sich es auch mit nach Hause zu nehmen und den eigenen Fragen nachzuforschen. Wie wurde das eigentlich erfunden? Wer hat es begründet? Warum wird diese Regel auch heute noch verwendet? Und noch tausend andere Fragen. 

Diese Hausaufgaben in sein Arbeiten zu integrieren kann aber auch sinnvoll sein. Dafür zum Beispiel eine Zeit in der Woche einzuplanen. Denn wenn ich Kunst mache, dann treffe ich manchmal auf Probleme, deren Lösung sich nicht von alleine erklärt (Steuererklärung zum Beispiel) und wo mir Wissen fehlt. Und das ist erstmal nicht schlimm. Wenn ich nichts daran tue, kann es aber schlimm werden. 

In meinem Notizbuch habe ich inzwischen öfter Hausaufgaben erledigt, wie zum Beispiel Recherchen zu Themen über die ich schreiben mag oder Bereiche wo ich merke, dass ich gerne meinen Skill vertiefen möchte. Wenn ich mir dann Zeit für Hausaufgaben nehme, gehe ich an drei Stellen für meine Recherche:

- Ich schaue auf Wikipedia nach Definitionen und möglichen Hinweisen, welche Bücher oder Artikel oder andere Medien für mich spannend sind

- Ich spreche mit Menschen von denen ich glaube, dass sie etwas dazu wissen könnten oder auch oft gute spannende Ideen haben um an Wissen zu kommen. Ich frage sie, was sie darüber wissen und woher sie es haben

- Wenn ich nicht schon zufrieden bin mit den Antworten, suche ich im Buchhandel entweder nach den Namen die mir in der vorherigen Recherche begegnet sind oder schau in Bibliotheken der Stadt oder der Universitäten. 

Danach arbeite ich mich durch das Material und erstelle in gewisserweise für mich selbst Handouts und Präsentationen in meinem Notizbuch. So muss ich mir nicht alles merken und kann es als Basis nehmen es selbst wiederum später auch andren weiter geben zu können. 

Was mir das Erledigen von Hausaufgaben gebracht hat, ist eine höhere Sicherheit, weil ich mich nicht mehr immer auf meine Intuition verlassen muss und dadurch aber meine Intuition und Sicherheit besser werden. Ich identifiziere mich mehr mit den Dingen, die mir Freude bereiten. Und für mich selbst bedeutet das, oft noch mehr Freude dabei zu haben. Denn nicht nur eine Ahnung zu haben, sondern sich auskennen, das macht schon Bock. Und in jedem neuen Wissen liegt eben auch das Potential, dass wir daraus etwas neues erfinden.

Wie ihr eure Hausaufgaben macht ist natürlich komplett euer Ding und es braucht auch Übung den eigenen Stil dabei zu finden. Wenn ihr da schon eine Struktur habt, mag ich die gerne hören. Schreibt mir gerne, denn ich bin neugierig.