Anker

Foto: Steckelwerk
Ein Armband. Ein Anhänger. Eine Kette. Ein Ring. Das Outfit. Ein bestimmtes T-Shirt. Die Glücksunterhose. Diese sichere Person als Begleitung. Eine Markierung auf der Hand.

Sicherheit ist wichtig, wenn wir unsere Sache machen. Wenn wir aus unserer Komfortzone gehen. Wenn wir nach langer Zeit zurückkommen. Nicht nur, weil Rituale gut für uns sind, sondern weil wir aus einer gewissen Sicherheit heraus erst im Stande sind, unsere Sache auch zu machen. Denn wenn die Angst gewinnt, sind wir gelähmt. Wir kauern zusammen und machen nichts. Das geht aber nicht, denn wir müssen stehen und stabil sein.
Wir müssen handlungfähig sein.

Ein Anker gibt uns den Halt. Er hält uns in der Position in der wir sein müssen. Ein Anker hat eine Kette, unser Anker hat also eine Aufladung durch eine Verbindung. Zu einem Menschen, zu anderen Momenten in denen wir Erfolg hatten oder sicher waren. Unser Anker ist ein Geschenk einer Freundschaft, das Foto unseres Kindes in der Geldbörse, der Anhänger an der Kette den wir von Großeltern geerbt haben, das Tattoo das alle in der Gang haben. Der Anker hat genug Geschichte mit uns, dass er uns an unsere Identität erinnern kann. Er ist vielleicht auch ein Fragment oder Sinnbild für unsere Mission. Wir speichern in ihm Energie und Erfahrung, damit er uns Energie für Erfahrungen gibt. Der Anker gibt uns Halt, Haltung und Position. Er ist da, wo wir ihn immer finden können. Wir wissen wo der Anker ist und bildlich gesprochen weiß der Anker auch immer wo wir sind.

Niemand hat einen Anspruch oder ein Recht darauf, deinen Anker zu verstehen. Dein Anker darf ein Geheimnis sein. Ein Versprechen das nur du kennst. Eine Sache die nur für dich Bedeutung hat. Dein Anker ist keine Produkt, kein Merchandise, kein Marketing für dich und deine Sache. Er ist Teil des Skelletes deiner Person. Denn dein Rückgrat würdest du ja auch nicht verkaufen, weil du es brauchst. Es ist deins und trägt und hält dich zusammen. Dein Anker hilft dir dabei. Er stärkt alles in dir was schon da ist. Und wenn du die Geschicht erzählst, sei sicher das dein Anker dadurch keinen Schaden nimmt.

Ein X auf der Hand. Weil ich in einer schweren Phase etwas brauchte was mich optisch daran erinnert, dass ich Freund*innen habe, auch wenn ich sie gerade nicht sehen kann. Also ist da ein X auf der Hand. Weil ich am Tag dann doch öfter auf meine Hände schaue als mir bewusst war. Weil ich dahin schauen kann ohne das es groß auffällt. Weil ich gerne Sachen vor den Augen aller verstecke und mir dann kurz etwas klug vorkomme oder ausgebufft, wie es veraltet so schön heißt. Das X wird zum Polaroid aller Telefonate und Sicherheitsversprechen meiner Menschen. Es wird zur Erinnerung an Power Shower* und zum Schweigefuchs für jede innere Kritik und Verzweiflung. Das X markiert die Stelle. Es ist ein Anker. Und sicher nicht alle. Denn ich brauchte und brauche viel Sicherheit. Einen Anker. Der mich festhält.

Ein Armband. Einen Anhänger. Ringe. Bestimmte Schuhe. Das Abtreten der Schuhe bevor es auf die Bühne geht. Das Tippen der Fingerspitzen aneinander. Das stille Nicken.


*Das erkläre ich bald mal.
 

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