Buchrezension: Beth Pickens - Make your Art no matter what


Aufs Lesen von Büchern über Kunst bin ich irgendwie mal versehentlich gestoßen. Da bin ich im Museumsshop des Folkwang Museum in Essen über einen Titel gestolpert und ab dann war ich dort in gewisserweise Stammkunde, denn das Buch was ich damals gekauft habe, hat mir die Tür zu weiteren Büchern über Kunst und das Machen von Kunst mit der Axt aufgetrümmert.

Und weil sich dann einige gelesene Bücher später herumgesprochen hatte, dass ich eben auch gerne Bücher übers Kunst machen lese, wurde mir "Make your Art no matter what" von Beth Pickens geschenkt. Wofür ich äußerst dankbar bin. Denn wenn ich im deutschsprachigen und für den deutschsprachigen Raum ein Buch fürs Kunstmachen schreiben könnte, dann wäre es definitiv inspiriert von Beth Pickens.

Es ist mir dabei wichtig vorne weg zu sagen: Beth Pickens macht selbst keine Kunst. Klar, sie hat ein Buch geschrieben, da könnte mensch jetzt dran rum diskutieren, da ich aber auch davon überzeugt bin, dass ein Mensch selbst ansagen darf ob they/sie/er Künstler*in ist und Beth das eindeutig verneint, haben wir das eine klare Antwort. Was Beth - wir kennen uns nicht, aber ich nutze das Recht der ruhrgebietischen "Du" - aber ausreichend qualifiziert ist ihre Tätigkeit als Coach, Beraterin und Therapeutin für Künstler*innen.

Basierend auf diesen Erfahrungen hat Sie nämlich eine Reihe von Feldern identifizieren können, in denen Künstler*innen besonders häufig Hürden haben. Manche davon werfen wir uns auch ein bisschen selbst in den Weg, andere sind Reaktionen auf bestimmte Lernmuster und wieder andere basieren auf doofen gesellschaftlichen Angewohnheiten. In dem Buch ist Beth sich nie zu schade, auch die kritischen Spitzen in Richtung von Gesellschaft und auch Politik aufzuzeigen. Das hat mit verschiedenen Faktoren zu tun die im Buch benannt werden, ich aber für eine Besprechung des Buches nicht so wichtig finde.

Die Felder sind alle treffend gewählt, wenn auch mensch vor dem Lesen der Kapitel - die nicht in Reihe gelesen werden müssen und für sich alleine stehen - erstmal denken könnte, dass manches davon quatsch ist oder einen selbst überhaupt gar nicht betrifft. So war es bei mir mit den Kapiteln "Asking" "Isolation" und "Death + God". Und siehe da: Am Ende waren genau das die Kapitel, die ich am dringendsten brauchte. Sicher kann ich es nicht sagen, aber meine These wäre, dass es vielen so gehen wird. Allerdings mit einer anderen Auswahl an Kapiteln. Zusätzlich zu diesen Kapiteln gibt es noch die folgenden Themenfelder:
Time, Work, Money, Fear, Grief, Other People, Education, Thinking + Feeling, Marketing
und dann hinten dran noch ein paar Empfehlungen für andere Lektüren.

Eine meiner liebsten Sachen an diesem Buch ist, dass es eben nicht nur ein Mal nützlich ist. So leben in dem Dschungel von Post-Its an der oberen Buchkante bei mir diverse Verweise auf sehr gute und nützliche Tools. Im Buch ist fantastisch gut erklärt, wie mensch diese anwenden und in seinen Alltag einbauen kann, wobei alle auch genug Platz lassen, um sie selbst anzupassen oder sie als Inspiration für andere Aufgaben zu nehmen.

Wer hier eifrig mitliest, kennt zum Beispiel auch schon die Safety Map, die ich selbst auch regelmäßig anwende. Aber das Buch ist wirklich eine absolute Fundgrube an Material. So sehr, dass ich es fast gar nicht zu sehr empfehlen mag, weil wenn ihr dieses Buch habt, braucht ihr ja vielleicht meinen Blog gar nicht mehr so sehr.

Wobei, eines ist wichtig zu erwähnen: Wenn auch Beth Pickens die Seele von Künstler*innen erfasst, beziehen sich einige ihrer Beobachtungen auf den amerikanischen Kultur- und Kunstraum. Das bedeutet nicht unbedingt, dass ihr Inhalte nicht übertragbar sind auf unseren Raum, aber es ist immer noch mit klarer Wahrnehmung und Bewusstsein zu sehen, dass hier trotzdem Dinge anders laufen und auch gelebt werden. Und die Wirkung von Gesellschaft auf Kunst und Künstler*innen ist dann eben doch auch sehr groß.

Das Englisch in dem Buch ist übrigens nicht übermäßig schwierig, so dass ihr euch nicht davon abschrecken lassen müsst, dass es keine deutschsprachige Version des Buches gibt. Das mag ich eh als Beobachtung hier mal liegen lassen: Da das amerikanische Verlagswesen scheinbar nochmal deutlich anders als das deutsche/deutschsprachige funktioniert, gibt es sehr viele von den Büchern die ich empfehlen kann hauptsächlich als Importe und in Originalsprache. Ich befrüchte, da müssen wir durch, wenn wir etwas dazu lernen wollen.

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Ps: Möglicherweise wird diese Woche eine Rezensionswoche. Zum einen weil ich es plausibel fand nach einem Artikel über das Schaffen von Schreibanlässen auch selbst davon etwas umzusetzen, zum anderen weil ich viel zu lange keine Bücher mehr besprochen und empfohlen habe. Ich bin auch sehr dankbar für Empfehlungen, auch wenn meine Einkaufszettel und meine ausstehenden Bücher eigentlich eh schon viel zu viele und zu lang sind. Tja, lol.


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