der schlechte Tag

Der Plan war gut. Ich schau ihm gerne dabei zu, wie er in der Aschetonne meiner Seele verbrennt. Eine Woche gute Bücher empfehlen, die guten und starken, die mir krasse Skills geschenkt haben. Werbung fürs Lesen und recherchieren machen. In der Zeit die ich habe schreiben, einfach fachlich schreiben. Nichts von Herzen, aber mit Motivation. Weil ich denke die Bücher haben Aufwind verdient und weil ich denke, die Menschen die das hier lesen haben Inspirationen verdient. Aber wie ich so an meiner metaphorischen Feuertonne stehe und mal wieder überlege, ob ich nicht einfach alles alles verbrennen sollte, weil am Ende - wie Linkin Park es schon besungen haben - alles keine Rolle mehr spielt, erkenne ich ihn in dem Nebel um mich herum.

Der schlechte Tag, er kommt natürlich immer mal wieder vor, aber manchmal besonders heftig. Und so war ich schon beim Arzt, um mein Herz checken zu lassen und wenn auch der Doc vollkommen pragmatisch sachlich entscheidet ein Blutbild zu machen um zu verstehen, wie es meinen Organen so geht, bin ich mir sicher, dass es meine Seele ist, die ich am liebsten gerade rausoperieren lassen würde.

Da ich mich weigere Seiten aus meinen Tagebüchern und Notizen zu reißen, bleibt auch das hier stehen. Ich war gar nicht auf dem Weg, hier einen privaten oder persönlichen Ort draus zu machen. Aber ich habe immer die Wahl: Mein eigenes Muster zum Gesetz machen und dann meine eigene Autorität die keine sinnvolle Begründung hat zu bekämpfen, oder einfach direkt zu entscheiden, dass ich jedes vorgenommene Muster breche. Und dann öffne ich die Programme und beschließe einfach drauf los zu schreiben. "Wir sind live, irgendwas wird schon passieren" sagen Loading Ready Run gerne und so lebe ich dann meine Gedanken über die Tastatur in diesen Beitrag.

Wie eine rollende Kammer eines Revolvers habe ich Schmerz und kritische Gedanken gegen mich selbst geladen. Das will doch alles gar keiner lesen. Niemand hat bock mitzubekommen, wie es anderen schlecht geht. Wie wäre es, wenn du in dieser Ablenkungsökonomie endlich mal mitmachst und zumindest mal wenigstens einen albernen Tanz hochlädst. Oder eines dieser wirklich unfassbar innovativen Videos, wo mensch jemand anderes Witz nach spielt, während die originale Tonspur läuft, aber der*die originale Schöpfer*in nie Anerkennung bekommt. "Everything is a remix" zitiert es mir in meinem Kopf und ich hasse es. "Wenn du bei einer Person klaust ist es Diebstahl, wenn du bei 100 klaust ist es dein original" ordnet mein Kopf Austin Kleon zu und ich mag lieber in der Nachbarschaft von seinem Zitat leben.

Wenn es dann um meine Gefühle geht, den lila Nebel der bedrohlich um mein Denken wabert und es gerne ätzend zersetzen möchte, finde ich sowohl original als auch remix scheiße und wünschte, es wäre nicht so. Mit dem Anteil meiner Persönlichkeit der immer traurig und melancholisch ist versuche ich Frieden zu schließen. Er schwebt über meinen Fingern während ich gerade tippe. Trotzdem erwische ich mich dabei, wie ich ihn auf der gerade ausfallenden Party in meinem Herzhaus sehr gerne nicht am Empfang stehen hätte. Eine Freundin hat mir mal den Hashtag #Sadboilyrik geschenkt. Es ist der tollste Flock den ich je in meiner Kunst und mir stecken hatte, aber er hält lose Teile zusammen.

Ja, ich akzeptiere die Traurigkeit. Ich lasse sie sanft ins Papier ausbluten, weil vielleicht irgendwo in diesem Trümmerhaufen ja auch noch ein altes Lächeln liegen könnte, dass ich noch ein paar mal benutzen kann. Vielleicht eines, was für einen Freund war. Oder eines von damals, als ich wirklich aufrichtig und mit jedem Winkel meines emotionalen Lebensraumes verliebt war. Irgendeine abgeranzte Reliquie fürs Fotofinish der letzten Runde meines Denkens.

Was meine Therapeutin wohl sagen würde, außer dass ich gerade wieder mal keine Frage beantworte und in einem sehr großen Bogen erzähle. Aber sie ist im Urlaub und während sie vielleicht welchen macht, hat mich mein eigener Limbo eingeholt. Irgendwie schreibe ich dann doch und doch wieder, wie jeden Tag, für diesen Blog. Leider keine Rezension für ein Buch, aber für mein Leben. 3 von 5. Ich habe von besseren gelesen, dem Hauptcharakter fehlen die Privilegien aus seinem Privileg. Nächstes Mal vielleicht besser reifen lassen. 3 von 5 aus einer Skala bis 10.

Es ist so leicht unfair und hart mit sich zu sein, wenn der Geist geübt ist, kreativ mit Sprache zu sein. Gestern sagt noch jemand, dass sie nie Ziel eines Disses oder Disstracks von mir sein wollte. Ich verstehe es gut, weil das Messer mit dem ich seziere ist grob, unsauber und reißt die Ränder auf.

In meiner Fantasie, da sitze ich in einem Wald und die Bäume ignorieren mich von ganzem Herzen, während ich ihr fehlerfreies Design bewundere. Hoffentlich kommt kein lila Nebel, gemacht aus meinen schlechten Schmerzen. Es reicht mir ein schlechter Tag.


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